Könnte es sein, dass...

Nach wie vor schüren sie den alten Zwist zwischen Aurich und Norden!

Siehe dazu den Kommentar von Wolfgang Witte in den Ostfriesischen Nachrichten.
Lokale Perspektive

Von Wolfgang Witte


Es muss nicht falsch sein, große ostfriesische Entwicklungen als lokale Perspektive zu bewerten. Im Landkreis Aurich ist das von Zeit zu Zeit sogar angebracht. Die Emder und die Norder setzten diesen Blickwinkel in den vielfältigen regionalen Verteilungskämpfen geschickt ein und betrachten das als Ausdruck ihres Selbstbewusstseins. Aus dieser lokalen Perspektive heraus ist das Wahlergebnis für die Auricher schlecht. Der Stadt Aurich, in der das Geld in Ostfriesland verdient wird und die mit ihren Infrastrukturinvestitionen der gesamten Region Rückhalt gibt, fehlen politische Fürsprecher.

Die Emder haben Johann Saathoff bei seiner Kandidatur nicht zuletzt deshalb unterstützt, weil von ihm, als gebürtigem Emder, erwartet wird, die Interessen der Seehafenstadt genau im Auge zu behalten. Und Schmelzle ist in Norden aufgewachsen, hat dort seine berufliche Karriere gemacht und ist in der Stadt kommunalpolitisch verwurzelt. Mal schauen, ob er in Berlin mit dem Kennzeichen NOR oder dem Kennzeichen AUR herumfährt. Das wäre alles eher ein Thema für eine Glosse, wenn es in Aurich andere starke lokale Vertreter gäbe. Aber: Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst ist zwar in Aurich, so sagt man, überaus beliebt; doch außerhalb fragt man sich, welchen Grund das wohl haben mag. Und Landrat Harm-Uwe Weber gilt als längst nicht so stark wie sein Vorgänger Walter Theuerkauf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Auricher ihn das spüren lassen, die Norder aber nicht, weshalb er sich bei den Nordern augenscheinlich wohler fühlt.

Das alles ist deshalb schlecht, weil die Auricher, wenn es um die Wahrung ihres Wohlstandes geht, sehr auf die Bundespolitik angewiesen sind. Sowohl der Ausbau der Bahn als auch der Ausbau der Straßen hängt von Berliner Entscheidungen ab. Dass die Niedersachsen sich bei der Mittelverteilung im Bundesverkehrswegeplan gegen die Bayern durchsetzen, wird schon schwer genug; doch die Auricher müssen sich dann auch noch im Chor der vielen regionalen Begehrlichkeiten Gehör verschaffen. Ob ihnen Emder und Norder dabei helfen wollen? Ob ihnen der Landrat und der Bürgermeister dabei helfen können? Noch wichtiger aber ist, dass bei der Reorganisation der Energiewende die Windenergie an Land nicht unter die Räder kommt. Daran hätte ein Abgeordneter aus Aurich ein ganz besonderes Interesse.

Dass es in Aurich aber gar keinen bedeutenden politischen Repräsentanten gibt, ist glücklicherweise falsch. Wiard Siebels hat schon heute Einfluss in Hannover und wird hinzugewinnen. Es ist deshalb höchste Zeit, ihm mehr kommunalpolitischen Rückhalt zu geben. Damit nicht auch das noch schlecht läuft.

Hier der Kommentar, wie er in den ON zu lesen ist, zum Vergrößern bitte den Artikel anklicken:


Übrigens: Heiko Schmelzle, MdB fährt natürlich mit AUR-Kennzeichen!