pop Engerhafe. Niedersachsens früherer Ministerpräsident (MP) David McAllister (CDU) hat seine knappe und deshalb bittere Wahlniederlage bei der Landtagswahl am 20. Januar offensichtlich gut verdaut.
Beim Jahresempfang der CDU Südbrookmerland gestern Abend in Engerhafe zeigte er sich gut gelaunt, wirkte mit sich im Reinen. Er machte einige flotte Sprüche und äußerte sich über landespolitische Themen bereits mit spürbarer Distanz.
Angriffe gegen die neue rot-grüne Landesregierung gab es von seiner Seite nicht. Der CDU-Landesvorsitzende McAllister möchte seine Landtagsarbeit beenden und im kommenden Frühjahr für das Europaparlament kandidieren.
Leidenschaftlich gerne wäre er niedersächsischer Ministerpräsident geblieben, sagte David McAllister gestern Abend beim Jahresempfang der CDU Südbrookmerland im Gulfhof Ihnen in Engerhafe. Das Wahlvolk habe sich am 20. Januar jedoch anders entschieden. Die denkbar knappe Wahlniederlage – nur 334 Stimmen fehlten ihm nach eigener Aussage – hat ihn geschmerzt. Das ließ McAllister durchblicken.
Mittlerweile hat er sich offenbar damit abgefunden, nicht mehr Landesvater zu sein. Er mache nur noch nette Dinge mit netten Menschen – deshalb sei er nun auch in Engerhafe, sagte McAllister, der gestern Abend mit zwanzigminütiger Verspätung eintraf. Er müsse mittlerweile ja wieder selbst fahren, sagte der prominente Gast entschuldigend und selbstironisch zugleich.
Viel mehr Zeit habe er nun für seine Familie. Die Klassenkameraden seiner Kinder kenne er sogar wieder mit Namen und bei den Hausaufgaben helfe er auch. Überrascht sei er gewesen über Sexualkunde in der dritten Klasse und deshalb habe er gleich Ex-Kultusminister Bernd Althusmann angerufen – der aber kein großes Interesse gezeigt habe: „Wir sind nicht mehr im Amt.“
McAllister, der CDU-Landesvorsitzende und niedersächsische Landtagsabgeordnete, äußerte sich mit spürbarer Distanz zu landespolitischen Themen. Angriffe gegen die neue Landesregierung werde es an diesem Abend nicht vom ihm geben, sagte er. Stattdessen appellierte er an Rot-grün, alle Regionen in Niedersachsen gleichermaßen zu bedenken, beispielsweise bei der Verteilung der Strukturgelder. Aktuell liege der Schwerpunkt auf Südniedersachsen, was auch nachvollziehbar sei, weil dort Nachholbedarf bestehe. Die anderen Regionen dürften aber nicht vergessen werden.
Ostfriesland ist eine davon und die hat sich nach Meinung McAllisters „prächtig entwickelt“, nachdem dieser Landstrich früher noch ein „Sorgenkind“ gewesen sei. Die Arbeitslosenquote sei jedoch immer weiter gesunken, die Einkommen gestiegen – kurzum: Im Konzert der Regionen habe Ostfriesland einen guten Mittelfeldplatz erobert.
Wurstwaren von Münkeboer Landwirt Richard Ulferts, Hochprozentiges („Norder Löschwasser“) und ein Taschenmesser gab es als Geschenke für David McAllister (links). Bernd Memenga (rechts) von der CDU Südbrookmerland und CDU-Bundestagskandidat Heiko Schmelze überreichten sie.
Der Jahresempfang der CDU Südbrookmerland richtete sich wie in den Vorjahren an die Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren. McAllister sprach diese Gruppe direkt an: Niedersachsen als Flächenland sei vom ehrenamtlichen Einsatz geprägt. Dafür müsse Politik „Dankeschön“ sagen.
Abschließend ging McAllister auf die Bundestagswahl am 22. September ein. Ab Mitte August werde es einen „knackigen, fröhlichen Wahlkampf“ geben, sagte er voraus und bat mit einem Anflug von Galgenhumor darum, an dem Tag zur Wahlurne zu gehen. „Es kommt auf jede Stimme an – seit dem 20. Januar weiß ich, wovon ich spreche.“
Eine „charmante und unkonventionelle Rede“, wie McAllister später sagte, hielt der hiesige CDU-Bundestagskandidat Heiko Schmelzle (Norden) in Engerhafe. Er plauderte darüber, wie er seine Frau Birgit kennengelernt habe und überraschte die Gattin mit einem Blumenstrauß. Wie der CDU-Kreisverbandsvorsitzende Sven Behrens ging auch Schmelzle in seinem Grußwort auf die Wichtigkeit des Ehrenamtes ein und betonte den Wert für die Gemeinschaft. „Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, werden im Durchschnitt drei Jahre älter“, warf der Kandidat außerdem in den Raum.
Südbrookmerlands Bürgermeister Friedrich Süssen zollte der CDU Südbrookmerland Respekt. Ihr sei es erneut gelungen, einen Spitzenpolitiker anlässlich des Jahresempfangs einzuladen (wir berichteten am 25. Juli, Seite 11). Süssen lobte Konjunkturprogramme, die von der Regierung McAllisters auf den Weg gebracht worden seien. Auch in Südbrookmerland seien mehrere Maßnahmen realisiert worden.
Zu Wort kam noch Carl Osterwald vom KZ-Gedenkstättenverein in Engerhafe. Er lud die knapp 100 Gäste des Abends ein, die Ausstellung des Vereins im benachbarten Alten Pfarrhaus anzuschauen.
Bernd Memenga vom Vorstand der CDU Südbrookmerland hatte die Gäste eingangs begrüßt, darunter Kreisrätin Henni Krabbe.
Nach dem offiziellen Teil wurde es bei Bratwurst und Bier gemütlich – der laue Sommerabend bot den perfekten Rahmen. Aufgelockert wurden die zahlreichen Redebeiträge durch die Blaskapelle Neu-Ekels.