Nein, eine Wahlpflicht gibt es nicht. Aber das Recht, zur Wahl zu gehen und mitzuentscheiden. Wer darauf ohne Not verzichtet, sollte in den kommenden vier Jahren besser schweigen, wenn es um „die da oben“ geht.
Ob das Versagen der Regierenden oder die Tatenlosigkeit der Opposition – Wahlverweigerer haben ihre Chance auf Einflussnahme vertan.
Da zählt auch nicht Resignation nach dem Motto „Was kann ich schon mit meiner Stimme verändern?“ In Niedersachsen weiß man spätestens seit der Landtagswahl im Januar, dass dreihundert Stimmen mehr oder weniger den Ausschlag geben können über die Bildung einer Regierung und den Gang in die Opposition.
Jede Stimme zählt. Zu Recht weist der Bundespräsident darauf hin, dass die Demokratie davon lebt, dass die Wählerinnen und Wähler ihre Stimme auch nutzen. Joachim Gauck hat die Farce so genannter Wahlen in der DDR erlebt. Es ist ein großes Glück, dass am Sonntag in ganz Deutschland abgestimmt wird, ohne dass eine Staatspartei das Ergebnis vorgibt.
Um unsere freien Wahlen werden wir von vielen Menschen weltweit beneidet, denen diese Möglichkeit genommen ist. Demokratie mag Tücken haben, eine bessere Staatsform muss erst noch erfunden werden.
Die Wählerinnen und Wähler sind frei, beide Stimmen zu verteilen – ob an Bewerber und Partei ein und derselben Farbe oder an verschiedene Lager. Jede Stimme zählt, keine wird verschenkt, keine verliehen.
Wenn nicht alles täuscht, erwartet uns am Wahltag eine spannende Auszählung. Überraschungen nicht ausgeschlossen. Die neue Regelung zum Umgang mit so genannten Überhang- und Ausgleichsmandaten wird die Auszählung verzögern und den Bundestag vermutlich vergrößern. Das vorläufige endgültige Ergebnis liegt deshalb wohl erst in den frühen Morgenstunden vor.
Gut möglich, dass die Wählerinnen und Wähler mit der mutmaßlich neuen (oder alten) Regierung zu Bett gehen und mit einer völlig anderen Koalition aufwachen. Aber auch das macht Demokratie so einzigartig.
Wenn man daran teilnimmt.