fre Aurich. Seit 50 Jahren trägt Gisela Schild aus Aurich die Ostfriesischen Nachrichten aus – ein seltenes Jubiläum. Schon ihre Mutter und ihre Oma waren ebenfalls bei jedem Wetter Tag für Tag als Zeitungsboten unterwegs. „Ohne diese Arbeit würde mir etwas fehlen“, sagt die 71-Jährige.

Schon als Kind begleitete sie ihre Oma Antke Siefken und später ihre Mutter Maria Lübben, die ebenfalls beide als Zeitungsboten arbeiteten. Der Job liegt also in der Familie.

Bei der Auricherin beginnt der Tag an sechs Tagen in der Woche gleich nach Mitternacht. Zwischen 2 Uhr und 2.30 Uhr startet die rüstige Rentnerin ihre Tour. Rund 250 Zeitungen gilt es an jedem Werktag zu verteilen. Bei jedem Wetter ist Gisela Schild mit dem Fahrrad unterwegs. Kalte Temperaturen oder gar Regen machen ihr nichts aus.

„Schnee- und Eisglätte ist das schlimmste für mich“, sagt die 71-Jährige. Dann könne sie so gut wie gar nicht mit dem Rad fahren und müsse ihre Arbeit zu Fuß erledigen. Das dauere in solchen Fällen dann auch viel länger als üblich. Vor rund drei Jahren ist sie bei Glatteis hingefallen und verletzte sich so schwer, dass sie sogar operiert werden musste. Sehr ärgerlich sei es für sie, dass Menschen tagelang ihre Grundstücksauffahrt nicht von Eis und Schnee befreien würden. „Das sind aber längst nicht alle“, ist Gisela Schild froh.

Um jeden Morgen fit zu sein, geht die Auricherin am Abend vorher früh ins Bett. Gegen 9 Uhr liegt sie schon in den Federn. Fernsehschauen vermisst sie nicht. Als Ausgleich für den frühen Start nimmt sie sich mittags eine kleine Auszeit.

Die 71-Jährige wurde dafür von Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst empfangen. Bereits ihre Eltern waren als Boten tätig.


Sie gratulierten Gisela Schild zu ihrem Jubiläum (von links): Wiard Siebels, Robert Dunkmann, Heinz-Werner Windhorst und Peter Hartmann. Bild: Alberts

So manches Fahrrad hat Gisela Schild in den vergangenen fünf Jahrzehnten verschlissen. Je nach Zeitungsauflage kommen pro Tour schon mal 60 Kilogramm an Papier zusammen. Dafür muss ein stabiles Fahrrad her.

Bei ihrer Arbeit hat die 71-Jährige schon so manches gesehen und gehört. Vom frühmorgendlichen Streit im Ehebett bis zum entdeckten Einbruch war schon alles dabei. „Nachts treffe ich auch auf Jugendliche, die gerade aus der Disko kommen“, sagt die Auricherin.



Die schönste Zeit sind für sie die Monate vom Frühjahr bis zum Herbst. Ruhig sei es sonnabends. „Dann sind kaum Autos unterwegs und die Menschen schlafen länger“, sagt die Rentnerin. Angst hat sie keine, wenn sie mitten in der Nacht unterwegs ist. Von Vorteil sei es, dass die Straßenbeleuchtung in der Innenstadt die ganze Nacht durch eingeschaltet sei. Und sie fügt hinzu: „Der liebe Gott passt auf, dass mir nichts passiert.“

Der Vorsitzende der Senioren-Union KV Aurich, Gerd Samuels gratuliert Gisela Schild auf diesem Wege im Namen des Vorstandes und aller Mitglieder von ganzem Herzen und wünscht alles Gute. "Mögen Gesundheit, Kraft und Ausdauer noch lange ihre ständigen Begleiter sein, damit viele Leser weiterhin ihre morgentliche Zeitung im Briefkasten finden", so Gerd Samuels.