Was hat Pommern mit dem Ems-Jade-Kanal zu tun? Die Stettiner Firma Feuerloh bekam einen Großauftrag.
Der Ems-Jade-Kanal wurde im Juni des Jahres 1888 nach achtjähriger Bauzeit eingeweiht. 1879 unterzeichnete der preußische König Wilhelm I. den Erlass über den Bau eines Kanals durch Ostfriesland von Emden über Aurich nach Wilhelmshaven. Das ist eine Strecke von 72 Kilometern.
Der Ems-Jade-Kanal ist ein besonderes Natur-Schmuckstück in Ostfriesland. Foto: Banik Der Kanal sollte gebaut werden zur Unterstützung der Kultivierung von großen Moorflächen, diente also der Entwässerung und dem Abtransport des gestochenen Torfes. Außerdem stellt er eine Verbindung zwischen den beiden Nordseehäfen Emden und Wilhelmshaven für Binnenschiffe her.
In der ersten Zeit wurden die Kähne von Pferden gezogen, man legte entlang des Kanals einen sogenannten „Treidelweg“ an. Später wurde der Kanal von Motorschiffen befahren, die bis zu 200 Tonnen Fracht befördern konnten. Neben Torf transportierte man hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse, Düngemittel und Baumaterialien. Sechs Schleusen, 15 feste und 26 bewegliche Brücken waren zu passieren.
Heute wird kaum noch Fracht befördert, dafür hat der Sportbootverkehr an Bedeutung gewonnen und das Fahrgastschiff „Aurich“ verkehrt regelmäßig auf dem Kanal.
1880 begannen die Arbeiten zum Bau des Kanals auf Teilstrecken, zunächst mit 700 Arbeitern. Später, als „auf breiter Front“ gearbeitet wurde, waren 6000 bis 7000 Arbeiter im Einsatz. Sie mussten mit Spaten und Schubkarren harte Arbeit verrichten. Wo es möglich war, wurden auch Pferde und Lokomobile zum Ziehen der Loren eingesetzt. Schwer zu kämpfen hatten die Arbeiter mit dem hohen Grundwasserspiegel, anhaltenden Regenfällen, Treibsänden und Erdrutschen.
Einen Großauftrag zum Bau des Kanals erhielt die Stettiner (Pommern) Baufirma Feuerloh für Erdarbeiten und den Bau von Brücken inklusive der Wohnungen für die Brückenwärter. Das Gerät wurde per Eisenbahn von Stettin nach Aurich transportiert.
Die Firma Feuerloh brachte trotz der hohen Arbeitslosigkeit in Ostfriesland ihre Arbeiter mit, sodass viele Pommern im mehrjährigen Arbeitseinsatz in Ostfriesland waren. Die Unterbringung erfolgte in provisorischen Lagern, neben der Verpflegung wurde nur ein „Hungerlohn“ von zwei bis drei Mark pro Tag bezahlt.
Nach Beendigung der Kanalarbeiten blieben einige Pommern in Ostfriesland, um sich als Moorkolonisten niederzulassen oder um bei Arbeiten zum Erhalt des Kanals eingesetzt zu werden.
Viele pommersche Vertriebene, die nach 1945 ebenfalls in Ostfriesland landeten, verdienten wiederum ihr Brot mit harter Arbeit im Moor, ohne vielleicht zu wissen, dass eine der Voraussetzungen zur Kultivierung der Moore pommersche Vorfahren durch den Bau des Ems-Jade-Kanals geschaffen hatten.
Gerhard Sauer
(Pommersche Landsmannschaft, Kreisgruppe Aurich)
Am Tiergarten 93
26603 Aurich